banner
  1. Haberler
  2. Manset
  3. Kulturbrücke als Stimme der Erinnerung – Migration und Demenz gemeinsam gedacht

Kulturbrücke als Stimme der Erinnerung – Migration und Demenz gemeinsam gedacht

featured
service
0
Paylaş

Bu Yazıyı Paylaş

veya linki kopyala
banner

Kulturbrücke als Stimme der Erinnerung – Migration und Demenz gemeinsam gedacht

Im Andenken an Frau Aynur Gül

Am 19.04.2025 fand in Köln eine ganz besondere Veranstaltung statt, berührend, informativ und zutiefst menschlich. Im Fokus standen die Themen Demenz und Migration und das würdige Erinnern an eine starke Frau: Frau Aynur Gül. Organisiert und mit großer Herzenswärme begleitet wurde die Veranstaltung von Frau Fatma Dik-Thiel. In ihrer Rolle als Veranstalterin, Sprecherin und vor allem als mitfühlender Mensch war sie an diesem Tag wie ein roter Faden, der alle Elemente miteinander verband.

Der Veranstaltungsort war dabei besonders symbolträchtig, eine Kindertagesstätte. Ein Ort, an dem unsere Kleinsten auf das wahre Leben vorbereitet werden, wo soziale Kompetenzen geübt, Miteinander gestärkt und gesellschaftliche Verhaltensweisen vermittelt werden. In genau diesen Räumen wurde nun ein ganz anderer Lebensabschnitt thematisiert: Migration und Demenz. Die Gäste waren vielfältig, von älteren Damen und Herren bis hin zu kleinen Kindern, jungen Frauen und Männern mitten im Leben. Es war ein generationenübergreifendes Bild, von den ersten Gastarbeiter*innen mit ihrem Holzkoffer, bis hin zu deren Kindern, Enkelkindern und sogar Urenkeln. Damals kamen junge, gesunde Männer und Frauen nach Deutschland, das war die Voraussetzung, um hier arbeiten zu dürfen. Viele lebten zunächst in wohngemeinschaftsähnlichen Unterkünften, bevor sie ihre Familien aus der Türkei nachholen konnten. Obwohl viele fest davon überzeugt waren, eines Tages in die Heimat zurückzukehren, ist das für die wenigsten Realität geworden. Deutschland wurde zur zweiten Heimat, leise, schleichend, aber beständig. Diese zweite Heimat hat sich mit der Zeit in die Wohnzimmer der sogenannten Gastarbeiterinnen* bequemt und heute sind sie ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft.

Fatma Dik-Thiel – Mit Herz und Haltung

Frau Fatma Dik-Thiel, eine geschätzte Ansprechpartnerin und Autorin im Raum Köln. Als Referentin und Organisatorin führte sie die Gäste durch den Tag. Für viele ist sie mehr als eine Fachfrau, eine Schwester, eine Zuhörerin, eine Wegbegleiterin. Sie begleitet Menschen mit Demenz und deren Angehörige nicht nur beruflich, sondern auch ehrenamtlich, mit großem persönlichem Einsatz. Was sie besonders auszeichnet, ist ihre warmherzige Art und ihre große Empathie. Mit Ruhe, Klarheit und großer Nähe spricht sie über Symptome, Herausforderungen und die Realität von Demenz, ohne sie zu beschönigen. Sie hat das Gespür, den passenden Schlüssel für jede Tür zu finden. So entstand auch Raum für persönliche Geschichten, viele Teilnehmer*innen erzählten von ihren eigenen Erfahrungen, öffneten sich, wurden gehört. In regelmäßigen Abständen organisiert sie Veranstaltungen wie diese, um aufzuklären, zu vernetzen und neue Perspektiven zu öffnen. Sie gibt dem Thema Demenz und Migration ein Gesicht und den Betroffenen eine Stimme. Sie spricht die Sprache der Menschen, nicht nur fachlich, sondern emotional nah. Wissen verständlich machen, ein Schlüssel zum Miteinander.

In Deutschland gibt es viele Angebote zur Information über Demenz. Doch viele davon sind schwer zugänglich, sprachlich, kulturell oder inhaltlich. Fachbegriffe überfordern, kulturelle Unterschiede bleiben oft unberücksichtigt. Fatma Dik-Thiel hingegen schafft es, diese Hürden zu überwinden. Sie spricht verständlich, zugewandt, offen und schafft Räume, in denen Fragen gestellt und eigene Geschichten geteilt werden können. Sie hat das „Händchen“.

Wer war Frau Aynur Gül?

Frau Aynur Gül war mehr als nur der Anlass dieser Veranstaltung. Sie war eine Frau mit gelebter Geschichte zwischen zwei Welten, fest verwurzelt in ihrer Herkunft, gleichzeitig Teil der deutschen Gesellschaft. Eine von vielen, die den Spagat zwischen Heimat und Zuhause meisterten, mit Würde und Stärke. Sie wurde bis zuletzt und darüber hinaus von Fatma Dik-Thiel begleitet, mit viel Empathie, Respekt und menschlicher Nähe. Ihre Geschichte fand Platz in den Schriften von Frau Dik-Thiel, sie wurde sichtbar, würdig erinnert und auf diese Weise ein Stück weit verewigt. Ihre Erfahrungen stehen stellvertretend für viele, für eine Generation, deren Lebensleistung nicht vergessen werden darf.

Demenz, eine doppelte Herausforderung bei Migration

Demenz ist mehr als eine Krankheit. Sie ist ein Prozess, der tiefer geht, besonders bei Menschen mit Migrationsgeschichte. Sie zeigt sich schleichend, oft unbemerkt, vor allem in den frühen Phasen. Denn während Körper und Wohnort in Deutschland bleiben, reist der Geist oft zurück in die Kindheit und Jugend, zurück in das Herkunftsland. Erinnerungen an Berge, Dörfer, Tiere, Freunde, selbst Streitereien und Versöhnungen werden plötzlich wieder lebendig. Für die Angehörigen bedeutet das: Der geliebte Mensch ist physisch da, aber seine Welt spielt sich in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort ab. Das stellt alle Beteiligten vor doppelte Herausforderungen. Demenz ist ein großer Begriff mit vielen Unterformen, Bildlich, wie ein Eisberg. Ähnlich wie bei einem Eisberg ist das, was für das Umfeld sichtbar wird, nur die Spitze. Die tieferliegenden Veränderungen, die den betroffenen Menschen innerlich beschäftigen und herausfordern, bleiben lange unsichtbar. Erst mit dem Fortschreiten der Erkrankung nehmen Angehörige die Veränderungen deutlich wahr. Anfangs wird vieles noch mit Alltagsstress, Überforderung oder Vergesslichkeit im Alter erklärt, erst später zeigt sich das ganze Ausmaß. Der große, unsichtbare Teil des Eisbergs ist das, was die Betroffenen selbst erleben: Verwirrung, Unsicherheit, Angst ein sich veränderndes Selbstbild. Ihre Welt verändert sich still und tiefgreifend. Was früher selbstverständlich war, Sprache, Orientierung, Erinnerung wird plötzlich brüchig. Für Angehörige ist es oft schwer, das zu verstehen oder richtig einzuordnen. Umso wichtiger sind Empathie, Geduld und Wissen.

Was aber besonders wichtig ist: Demenzielle Veränderungen lassen sich zwar nicht aufhalten, doch der Verlauf kann verzögert und die Auswirkungen gemildert werden. Das gelingt nicht alleine, dafür braucht es eine gute Zusammenarbeit, gegenseitiges Verständnis und ein starkes Netzwerk. Ein solches Netzwerk entlastet im Alltag, unterstützt und macht den Weg, der nicht aufzuhalten ist, ein Stück weit erträglicher.

Information, Musik und Gemeinschaft

Die Veranstaltung verband Wissen und Gefühl auf einzigartige Weise. Musikalisch begleitet wurde der Tag von Nedim Arseven, dem Schwiegersohn von Frau Gül. Seine sorgfältig ausgewählten Stücke schufen eine besondere Atmosphäre, zum Innehalten, Mitsingen und Erinnern. Musik wurde zur Brücke zwischen Emotionen, Generationen und Kulturen. Auch der kulturelle Aspekt kam nicht zu kurz: Ilkay Arseven, die Tochter von Frau Gül, bereitete ein großzügiges Buffet für alle Gäste vor, mit viel Liebe, Vielfalt und Herzlichkeit. Selbst Aşure, das traditionelle Dessert, fehlte nicht.

Es war ein gelebter Ausdruck von Gastfreundschaft und Zusammenhalt.

Ein Abschied voller Hoffnung

Am Ende klang der Tag mit herzlichen Umarmungen, guten Gesprächen und einem liebevollen „Görüşmek üzere“ aus, einer klaren Botschaft: „Ich freue mich auf ein Wiedersehen.“ Dieser Satz fasst zusammen, was dieser Tag war: Ein Moment der Begegnung, der Erinnerung, der Aufklärung und vor allem ein Zeichen von Wertschätzung für Frau Aynur Gül, ihre Familie,

ihre Generation und für alle, die ähnliche Wege gehen.

0
mutlu
Mutlu
0
_zg_n
Üzgün
0
sinirli
Sinirli
0
_a_rm_
Şaşırmış
0
vir_sl_
Virüslü
Kulturbrücke als Stimme der Erinnerung – Migration und Demenz gemeinsam gedacht
+ - 0

E-posta adresiniz yayınlanmayacak. Gerekli alanlar * ile işaretlenmişlerdir

Bizi Takip Edin
Bildirimleri aç OK Kapat